09 dich nicht mehr zu seh'n.mp3

                                          Ich mag das Lied ! Klick an und höre einfach mal rein . . . . .

                                                  Mit HIV leben zu dürfen; es geht... mit eiserner Disziplin !

Seit April 2002 weiß ich von meiner HIV-Infektion. Ich habe den Fehler begangen 5 Jahre keinen Test zu machen, es ging so spurlos an mir vorbei und ich musste mich niemals mit diesem Thema beschäftigen. Zudem war ich ein ganz typischer "Angst-Diagnose-Patient". Mit meiner Ungewissheit konnte ich einfach besser leben-dachte ich jedenfalls. Doch die Zeit holte mich ein und das HI - Virus machte ganz schreckliche Arbeit in mir! Im Sommer 2002 war es dann soweit dass ich in die Uniklinik Hamburg auf die HIV Station musste. Ganze 4 Helferzellen (T4) und eine verdammt hohe Virenlast machten mir das Leben schwer. Dem Tod näher als dem Leben! Zum ersten Mal in meinem Dasein hatte ich Angst; Angst vor dem sterben. Die Zeit in der Klinik war ich eine wandelnde "Apotheke". Voller Chemo - Therapien und Medikamente. Nach einigen Monaten erholte ich mich jedoch. Jetzt erst wusste ich was es heißt nicht nur einfach HIV+ zu sein, sondern Vollbild AIDS zu haben. Mein ganzer Körper war bedeckt von Kaposi-Sarkom. 
In dieser Zeit habe ich auch die Erfahrung machen müssen wer wirklich hinter mir stand, mir helfen konnte diese schreckliche Zeit zu überstehen. Aber da war niemand, man lies mich im Stich, alleine mit meinem Problem. Ich verlor meinen Arbeitsplatz, meine Freunde & Familie und meine Beziehung ging in die Brüche. Sozial ging es ebenso  abwärts und finanziell war ich total ruiniert. Wo sollte ich jetzt anfangen, starten, und einen Neuanfang beginnen??? 
Ich zog erst nach Hamburg, dort hielt ich es genau 6 Wochen aus. 
Dann entschied ich mich für Berlin!
Erst hier erholte ich mich langsam wieder. Mit genau 200 Euro im Gepäck kam ich am 1. März 2003 nach Berlin. Ein 30qm Wohnklo in Kreuzberg, die schlimmsten Behausung die ich mir vorstellen konnte! Ich wusste nicht einmal wie man den Gang zu einem Sozialamt geht. Es war alles Neuland für mich. Ich brauchte ganz schnell Geld um mein Leben in Berlin von Grund auf neu zu starten. Hilfe hatte ich kaum zu erwarten denn, ich kannte ja niemand in dieser doch sehr schnelllebigen Stadt! 
Es stimmt aber was Klaus Wowereit einst politisch sagte: " Berlin ist Arm aber Sexy“. 
Nach vielen Besuchen im Krankenhaus (AVK-Berlin) und einigen harten Chemo-Therapien bin ich so wenigstens etwas körperlich gestärkt mit ganzen 55 Kilo dann wieder an die Öffentlichkeit. Ich suchte nun meinem "Gesellschaftlichen Platz" in Berlin. Ich musste komplett neu anfangen und durchstarten. An Aufhören, an das Sterben dachte ich jetzt nicht mehr, ich wollte leben so gut es geht! 
Ich möchte hier nicht meine ganze Lebensstory nieder schreiben, dafür passierte einfach Zuviel in diesen Jahren. Immer wieder ein Tief und dann wieder ein Hoch, es glich einer Achterbahnfahrt! 
Dann habe ich in der Berliner Szene meinen ersten Freund und Partner kennenlernen dürfen. Ich erholte mich immer mehr, hatte dann aber einen schweren Rückfall im September 2003. Es wurde mir eine nicht nette Diagnose im AVK gestellt! Das Spinaliom – auch Plattenepithelkarzinom oder Stachelzellkarzinom genannt – ist ein bösartiger Tumor der Haut. Je früher der Arzt ein Spinaliom (Plattenepithelkarzinom) behandelt, desto besser sind die Heilungschancen. Die beste Therapie besteht in einer operativen Entfernung des Tumors und gegebenenfalls verdächtiger Lymphknoten. Kann der Arzt das Spinaliom wegen seiner Lage und Ausbreitung nicht entfernen, erfolgt eine Strahlentherapie, mitunter in Kombination mit einer Chemo- oder Chemo-Immuntherapie. Eine Strahlentherapie ist auch dann sinnvoll, wenn der Arzt das Stachelzellkarzinom nur unvollständig entfernen konnte und/oder Lymphknoten vom Krebs befallen sind. Der Krebs war auf meiner Kopfhaut gefunden worden! Ich musste mich 2 Operationen unterziehen, die ich auch gut überstand. Im Jahr 2005 war ich übern Berg und wieder vollkommen genesen!

Alle 3 Monate bin ich in einer HIV Praxis. Lass mich von KOPF bis FUSS auf den Kopf stellen. 

Mir ist es wichtig, dass ich unter der Nachweissgrenze bleibe. Meine Lebensqualität ist damit für mich

auch gesichert. Leider folgen viele meinen Rat einfach nicht und glauben, das Leben wäre nun

vorbei wenn man ein positives Ergebnis erfährt.

Ich war bereit nun mehr zu tun für mich und wollte zeigen dass auch ich als Aidskranker Mensch ein Recht auf einen Platz in unserer Gesellschaft habe. Ich lernte über ein Chatportal meinen heutigen Freund/Partner/Mann kennen. Der erste Mensch der mich so genommen hatte, wie ich bin und was ich bin! Nun sind Keith und ich in diesem Jahr 10 Jahre zusammen. Ohne seine Hilfe und ohne seine Rückendeckung wäre ich nicht da wo ich heute bin! Und daher Keith ! ! ! DANKE FÜR ALLES.

Ostern 2005 entschied ich mich sogar bei dem Gay-Event German-Mister-Leather (GML) als Kandidat zu bewerben. Ich wurde auf den dritten Platz gewählt. Kaum einer sah dass ich nach vielen Jahren so einen Eigenstolz entwickelt habe. Etwas Naiv ging ich an diese Wahl heran mit dem Glauben das ich gewinnen könnte und den Titel holen kann. Außer das der Spaß im Vordergrund stehen sollte, wollte ich mit einem Sieg Dinge verändern und angehört werden. Leider blieb dieses aus und ich zog mich dann doch lieber zurück um mehr Zeit in mein Privatleben zu stecken und zu sehen dass es mir gesundheitlich noch besser geht. Seit 2005 habe ich mir einen neuen Freundeskreis aufgebaut. Bin Mitglied beim BOG e.V und habe einen eigenen Verein (RoG e.V.) Radler-Ohne-Grenzen gegründet. ( www.radlerohnegrenzen.de ) Längst beziehe ich meine Vollerwerbsunfähigkeitsrente! Schreckliches Wort ! Ich konnte aber nicht zu Hause sitzen und warten bis meine Rente Monat für Monat auf dem Konto ist! Ich suchte Beschäftigung, ich wollte wieder in die Arbeitswelt! Dann schoss mir der Gedanke durch den Kopf mich Selbstständig zu machen. Aber auch das brauchte Zeit um Fuß zu fassen, denn ich entschied mich für eine Branche in der es kaum Aussichten gab gutes Geld zu verdienen. Mir fehlte komplett die finanzielle und räumliche Grundlage! Aber die Idee war geboren und stand für mich fest: Ich arbeite als Portrait & Erotikfotograf!!  

Ich mag nur ich sein, niemand anderes! Man wird nicht gehört, das Thema HIV schon das Wort  und der Gedanke AIDS ist weit weg! Heute sagt man ja lieber: VOLLBILD! Nun... Angst zu sterben habe ich nicht aber ich weiß was es heißt gehen zu müssen, Angst nicht gehört zu werden, nicht verstanden zu werden. Ich habe mir das nicht ausgesucht! Kein Mensch will das haben! Ich möchte mich aber nicht mein ganzes Leben entschuldigen müssen weil vieles aus dem Ruder gelaufen ist!

Heutiger Stand: Mein Studio steht und ich bin Gewerblich gemeldet als Fotograf! Ich habe den Gedanke nie verloren, dass alles im Leben möglich ist... wenn man nur will! So bin ich nicht mehr so sehr abhängig von meiner Rente und darf mir endlich ein paar Dinge erlauben, wie z.B. ein kleines Auto, eine tolle Wohnung und eigene Möbel. Doch abgesehen vom Materiellen, auch Privat lief alles anders und besser  als ich es hätte mir erträumen können. 

"Ich habe mehr als die meisten Menschen auf der Welt. Vor allem aber habe ich mein Selbstwertgefühl und mein Selbstvertrauen zurückgewonnen. "

Ich brauche kein Mitleid und ich möchte das auch nicht. 

Ich habe mehr als die meisten Menschen dieser Welt! Den wunderbarsten Menschen

den man sich vorstellen kann als Lebenspartner und Mann und Freund.

                                                                         Praxis Team Dr. Ingo Ochlast

                                                                        www.aerztezentrum-nollendorfplatz.de

Oft werde ich angesprochen wegen Ängste oder Sterben. Ja ich gebe zu, auch ich habe Angst vor dem sterben, aber nicht so sehr davon das man gehen muss, sondern das; wie man geht! Ich möchte dann die Augen schließen wenn es gerade einen Punkt gibt wo es mir gut geht, nicht dann sterben muss wenn es mir schlecht geht oder in einer Klinik liegen muss! Aber wer kann sich das schon heraus suchen. Mit meiner HIV Infektion habe ich gelernt umzugehen, gelernt richtig zu Leben.  In den Jahren 1999 bis jetzt aktuell oder seit ich besonders in Berlin Lebe seit 2003 habe ich mehr als 20 Bekannte und Freunde an den Folgen von HIV sterben sehen und erleben müssen. Oft denke ich daran, wann ich dran sein werde! Ob ich auch mal so in einer Klinik in einem Sterbezimmerchen liegen werde! Mein Wunsch jedoch dann aber im stillen Kreis zu gehen und das möglichst zu Hause, im Arm von meinem Freund. Dann kann ich gehen und einschlafen, das macht mir nicht so viel Angst als das ich in einer Klinik in einem Raum sterben soll wo viele schon gestorben sind!  Mit jedem Wort das ich hier verändere und schreibe bekomm ich ein Schütteln über meine Haut! 

Solltest Du Hilfe brauchen oder eine gute Schwerpunkt-Praxis suchen, so darfst Du mich gern anschreiben oder wirf gleich einen Blick auf die Praxis bei der ich wieder aufgepeppelt wurde ! Gehe einfach auf den LINK oder gebe ihn in deine Adresszeile ein !


                                                    www.aerztezentrum-nollendorfplatz.de

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